Einer der Höhepunkte unserer Reise waren zweifellos die beiden Felsentempel
von Abu Simbel. Wenn es sich irgendwie einrichten läßt, raten wir jedem,
die Gelegenheit beim Schopfe packen und sich die Tempel nicht entgehen lassen.
Ein Besuch ist derzeit lediglich auf dem Luftweg möglich, wobei für
den 280 km langen Flug (Hin und Rück) von Assuan und Eintritt ca. 120 EUR
pro Person einzuplanen sind. Das beeindruckende Erlebnis Abu Simbel wiegt aber
in jedem Fall den Preis auf.
In das Bewußtsein der Öffentlichkeit ist Abu Simbel in den 60-iger
Jahren gelangt, als die Anlage im Rahmen einer spektakulären Aktion vor den
Fluten des Nasser Sees gerettet wurden. In einer beispiellosen Aktion wurden die
Tempel zwischen 1965 und 1968 zerlegt und originalgetreu in sicherer Höhe
wieder aufgebaut. 42 Millionen USD kostete seinerzeit diese Rettungsaktion.
Die eigentliche neuzeitliche Entdeckung machte am 22.März 1813 der Schweizer
Johann Ludwig Burckhardt, als er durch Zufall Teile der Kolossalstatuen aus dem
Sand ragen sah. Es war jedoch erst seinem italienischen Kollegen Giovanni Belzoni
vergönnt, vier Jahre später auch in das Innere vorzustoßen. Auch
wenn wir nicht an der Grabung beteiligt waren, können wir seine Worte sehr
gut nachvollziehen: "Wir erweiterten den Durchgang und betraten kurz darauf
die schönste und größte Tempelanlage in Nubien, die je ausgegraben
wurde - eine Anlage, die sich mit jeder ägyptischen messen kann, mit Ausnahme
vielleicht der neu entdeckten Grabanlagen in Biban al Molluk (Tal der Könige).
Schon auf den ersten Blick wurde deutlich, daß es sich um eine weitläufige
Anlage handelte; unser Erstaunen wuchs, als wir feststellten, daß hier ein
Tempel stand, üppig geschmückt mit wunderbaren Intarsien und Malereien."
Erbaut wurde dieses Wunder um 1260 v. Christus unter dem Pharao Ramses II.
Der Komplex besteht aus einem großen und einem kleinem Tempel. Der Große
Tempel, der bis zu 63 m tief in den Fels hineinragt, ist Amun-Re und Re-Harachte
geweiht. Die Anlage hat solch eine genaue Ost-West Ausrichtung, daß die
Strahlen der aufgehenden Sonne jährlich zur Tag- und Nachtgleiche das Allerheiligste
erleuchten. Dominierend für die 33 m hohe Eingangsfassade sind die vier 20
m hohen Kolossalstatuen des sitzenden Ramses.
Nicht weniger imposant ist der einige Schritte weiter nördlich befindliche
kleine Tempel, der Hathor und vor allem aber der Frau Ramses' Nefertiri geweiht
ist. Aus Liebe zu ihr - so sagt man. Und wenn man sich das ganze Ensemble ansieht,
möchte man dem vorbehaltlos zustimmen. Zu gerne hätten wir auch den
Blick der alten Ägypter von Bord einer Barke auf den blauen Fluten des Nils
genossen. So muß der Eindruck noch überwältigender sein.
© 18.10.2004
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