Gozo und Comino sind die beiden kleineren Inseln des maltesischen Archipels.
Nur durch den 5 km breiten Comino Channel von Malta getrennt, scheinen trotzdem
Welten zwischen den Inseln zu liegen. Urbanes Leben, zunehmend auswuchernde Städte
und teilweise chaotische Verkehrsverhältnisse findet man hier noch nicht.
Das nur 2,75 km2 große Comino ist bis auf 20 Einwohner,
vorwiegend Angestellte des einziges Hotels der Insel, nicht weiter besiedelt.
Malerische Fels- und Sandbuchten mit türkisblauen Wasser (z.B. die Blue Lagoon)
bieten ideale Bedingungen für Tauch- und Wassersport. Da nimmt es nicht Wunder,
daß in den Sommermonaten geradezu eine Invasion von Tagesausflüglern
über das kleine Island hereinbricht und die knapp bemessenen Liegeplätze
schnell in Beschlag genommen sind. Bemerkenswert sind noch die Ruinen des kleinen
Forts von 1618 und die Kirche St.Marija. Seinen Namen verdankt die Insel übrigens
dem Umstand, daß hier im Mittelalter Kümmel, maltesisch Kemmuno,
angebaut wurde.
Das Leben im ländlichen und beschaulichen Gozo erinnert teilweise an die
frühere ursprüngliche Kultur Maltas. Industrie und hektisches Treiben
sind hier Fremdworte. Die Insel wirkt eigentlich zu allen Jahres- und Tageszeiten
irgendwie verschlafen und liebenswürdig altmodisch. Dies bedeutet aber nicht,
daß die Gozianer weltfremd oder gar rückständig sind. Im Gegenteil
- mit viel Fleiß und Können widmen sie sich dem Fischfang oder bewirtschaften
ihre terrassierten und intensiv bewässerten Felder. Da auch heute noch Hacke
und Sense die vorwiegenden Werkzeuge sind, ist das Ergebnis der harten Arbeit
um so bemerkenswerter. Wo auf der Hauptinsel kaum Vegetation zu finden ist, grünt
und blüht es auf Gozo das ganze Jahr über. Es ist halt nur so, daß
hier die Uhr noch ein wenig langsamer geht und heitere Gelassenheit überwiegt.
Die Geschichte Gozo's ist eng mit der Maltas verbunden, wobei es die Zeiten oftmals
nicht gut mit der Insel und ihren Bewohnern meinten. Über viele Jahre bis
ins 18.Jahrhundert mußten sich die Gozianer gegen plündernde und brandschatzende
Piraten verteidigen. Nordafrikanische Korsaren versklavten nicht nur einmal die
Inselbevölkerung. Besonders dramatisch war der Überfall des türkischen
Paschas Sinan: Nach dem Abzug der Türken war die Insel praktisch entvölkert.
So kam es, daß über Jahrhunderte nur die Klügsten und Zähesten
überleben konnten. Die Dörfer und Städte, wie z.B. die Inselhauptstadt
Victoria, wurden verständlicherweise auf unzugänglichen Felsenhöhen
im Landesinneren errichtet. In Victoria - von den Einheimischen weiterhin
Rabat genannt - erinnert insbesondere die malerische Altstadt an arabische Wurzeln.
Hoch über der Stadt thront die gewaltige Zitadelle, die jedoch unter Invasion
des gefürchteten Korsaren Dragut im Jahre 1551 gelitten
hat.
Aber die Geschichte Gozo's wäre unvollständig, wenn man sie lediglich
auf die wirren Zeiten der christlich-moslemischen Auseinandersetzung im Mittelalter
beschränken würde. Römer und Phönizier haben hier ihre Spuren
hinterlassen, nachdem bereits in grauer Vorzeit monumentale Tempelbauten von den
Menschen des Neolithikums errichtet wurden. Der Name des Tempelkomplexes von Ggantija
sagt es bereits - prähistorische Bauten von gigantischen Ausmaßen.
Last but not least - tauchte hier auch der gute alte griechische Heros Odysseus
auf. Nach dem Untergang seines Schiffes vor Sizilien trieb der Held von Troja
einige Tage auf dem Mittelmeer, bevor er an die Gestade Gozo's und damit in die
Arme der listenreichen Kalypso gespült wurde. Sieben Jahre soll er von der
schönen Dame an der Weiterfahrt gehindert worden sein. Diese Zeit sollen
beide einvernehmlich in der s.g. Höhle der Kalypso verbracht haben.
Wer diese besucht, wird sich dies schwerlich vorstellen können. Trotzdem
scheint an der alten Sage doch so einiges Wahres dran sein. Und, schön ist
der Gedanke an Kalypso und Odysseus auf alle Fälle.
© 29.10.2003
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